Woher kommen eigentlich die Kunstwerke, die entstehen, wenn wir Künstler intuitiv arbeiten? Gibt es vielleicht neben dem persönlichen Unterbewusstsein noch etwas anderes, etwas viel größeres und geheimnisvolleres, das durch solche Bilder sichtbar gemacht wird? Wie seht ihr das?

Ich stelle es mir vor, wie ein Frequenzband aus Erfahrungen, Träumen und Erinnerungen, das sich um die gesamte Menschheit schlingt. Der Künstler, der intuitiv arbeitet, geht damit in Resonanz und bringt so etwas ins Hier und Jetzt, das aus dem Kollektiv kommt und gleichzeitig auch eine individuelle Interpretation ist. Es ist eigentlich ein „sich zum Kanal machen“ für eine Bildinformation von außerhalb. Dieser Prozess geht immer einher mit dem Empfinden von Schwerelosigkeit, Zeitlosigkeit, Zentrierung und tiefem Glück. Früher hätte ich nie den Mut gehabt, das zu schreiben. Aber genau so erlebe ich das.
Meine großen schwarzen Filzstiftzeichnungen "Black Lines" sind alle so entstanden. Ich fing 2013 damit an, auf dem Papier zu erforschen, ab wann eine Form als lebendig interpretiert wird. Damals noch wirklich mit einem konzeptionellen Ansatz. Kurz nach dem ersten Lockdown 2020 wurden die Formate dann plötzlich recht groß (70 x 30cm) und die Zeichnungen haben sich komplett verändert. Das konzeptionelle Herangehen wurde auch hier vom intuitiven Zeichnen abgelöst. Wenn ich diese Bilder anschaue, dann kommen sie mir vor wie Urformen von Lebewesen. Inzwischen sind es circa 40 Arbeiten.